Landschaft in Schweden
Vor allem in alten Cocktail Büchern und in einigen Tiki-Sammlungen oder dem großartigen Vintage Spirits and Forgotten Cocktails von Ted Haigh laufen einem gelegentlich Drinks über den Weg, die nach Swedish Punch verlangen. Will man diese Drinks nachmixen oder sogar eigene Cocktails mit der exotischen Zutat kreieren, wird das schwierig. Zum einen stellt sich die Frage, was ist Swedish Punch und zum anderen, wo bekomme ich das Zeug her?
Zum Thema Swedish Punch wird man in der Fachliteratur leider nicht fündig. Zumindest habe ich in meiner bescheidenen Büchersammlung kein einziges, was sich auch nur mit einem Satz oder gar einem Absatz mit der Spirituose beschäftigt. Einzig das Internet spuckt einem dazu einige Ergebnisse aus. Da die überwiegend auf Englisch verfasst sind, hier meine kleine Zusammenfassung auf Deutsch.
In Schweden heißt Swedish Punch einfach Punsch. Es hat tatsächlich eine lange Tradition. Schon 1733 erreichte der erste Arrak aus Südostasien Schweden. Arrak ist wahrscheinlich eine der ältesten Spirituosen der Welt und wird aus vergorenen Pflanzensäften der Palme oder Dattel, Reiswein oder Zuckerrohrmaischen destilliert. Die Nordmänner kamen schnell auf die Idee, den Arrak wie zu dieser Zeit ganz üblich und für Seeleute oft sogar überlebensnotwendig zu einem anständigen Punsch zu verarbeiten. Sie fügten der exotischen Spirituose vor allem Zucker, Wasser und Zitrusfrüchte hinzu und verfeinerten ihn gelegentlich zusätzlich mit Gewürzen und Tee.
Der Punsch erfreute sich in Schweden schließlich so großer Beliebtheit, dass er sogar in Flaschen abgefüllt und vermarktet wurde. Das ist heute sogar immer noch so. Swedish Punch oder halt einfach nur Punsch ist in Schweden noch ganz einfach und unter anderem sogar in Supermärkten erhältlich. Ende des 19. Jahrhunderts fand der Punsch letztlich seinen Weg nach Übersee und inspirierte amerikanische Barkeeper zu neuen Cocktail-Kreationen. Die bekanntesten sind der Doctor Cocktail, der Diki-Diki-Cocktail und der Astor Cocktail. Im Zuge der Prohibition gerieten auch sie in Vergessenheit und erfreuen sich erst langsam in den letzten Jahren wieder einer gewissen Beliebtheit.
Quarter Deck Cocktail bei Home Cocktails
Damit ist schon einmal geklärt, was Swedish Punch ist. Ein Likör auf Arrak-Basis. Nun stellt sich die zweite Frage. Wo bekomme ich ihn her? Zum Glück hat sich in den vergangenen Monaten etwas getan und der Swedish Punsch ist nicht mehr nur in der Weinquelle Lühmann erhältlich. Das war leider für lange Zeit die einzige Bezugsquelle für den Stoff aus Skandinavien. Sie verkaufen den Carlshamns Flaggpunsch Schwedish Punch zu einem moderaten Preis. Gott sei Dank hier in Hamburg! Jedoch konnte mich der Likör von Carlshamns geschmacklich nicht absolut überzeugen. Neu dabei ist die Preußische Spirituosenmanufaktur aus Berlin. Probiert habe ich deren Likör noch nicht. Aber die Hauptzutaten Portwein, Weißwein und Hagebutte kommen mir sehr unpassend vor. Ganz frisch im Rennen ist der Swedish Punch von Revolte Rum. Leider noch nicht verköstigt. Wenn ihr mehr Erfahrungen mit dem Produkt habt, teilt sie gerne!
Wer den sehr günstigen Punsch nicht bei der Weinquelle bestellen will, muss ihn selber machen. Das ist gar nicht so schwer und sollte zu einem anständigen Ergebnis führen.
500 ml Arrak
150 ml heißes Wasser
200 ml Zucker
2 Zitronen
2 Gewürznelken
10 Kardamonsamen
50 ml kalter Schwarzer Tee
Die Zitronen in dünne kernlose Scheiben schneiden, die Nelken und den Kardamon leicht zerstoßen und alles in einem Behältnis mit dem Arrak zwölf Stunden luftdicht ziehen lassen. Anschließend alles fein filtern (Haushaltssieb und Kaffeefilter). Das heiße Wasser über den Zucker geben und gut verrühren. Schließlich den Zuckersirup, den aromatisierten Arrak und den Tee zusammenmischen und luftdicht verschließen. Mindestens einen Tag ruhen lassen.
Bildquelle: Flickr / Bs0u10e0
1 Comment
[…] ich vor einigen Tagen erklärt habe, was Swedish Punch ist und wo man ihn herbekommt, beziehungsweise wie man ihn selber macht, will ich jetzt fünf […]