Panamento Highball im Sommer

Fragte mich jemand nach meinen Lieblings-Longdrink, dann gab es von mir lange Zeit nur eine Antwort: Horse’s Neck. Oder in der kompakten und hoffentlich etwas stärkeren Variante der Bourbon Highball. Viele erfahrene Trinker kennen das Phänomen: Ein geschätzter und viel konsumierter Drink wird irgendwann langweilig. So kommt es dann auch mal vor, dass ich als Gast in der Boilerman Bar in Hamburg von meinem gewohnten Muster abweiche und keinen Bourbon Highball bestelle, mir statt dessen von Andrej Busch einen Panamento servieren lasse und dabei schließlich eine neue große Liebe entdecke. Der Panamento Highball entspricht ganz ausgezeichnet meinem Geschmack!

Das liegt zum einen daran, dass meine starke fünfjährige Bourbon Phase ein Ende gefunden hat. Nicht, dass Bourbon gar keine Rolle mehr in meinem Leben spielen würde, nur gibt es da Spirituosen, die mich momentan stärker interessieren. Zum Beispiel Scotch und ganz vorne mit dabei Rum! Deswegen kam mir der Panamento als kleiner Bruder des Bourbon Highballs ganz gelegen. Der Whiskey wird durch Rum ersetzt, Angostura Bitters weichen den Pimento Bitters und das Ginger Ale bleibt erhalten. Für jemanden, der Rum und Horse’s Neck mag, klingt das doch äußerst verlockend.

Wer hat eigentlich welchen Drink erfunden?

Wenn man sich – wie ich viel mit großen Persönlichkeiten in der Cocktail Geschichte befasst und täglich Namen wie Harry MacElhone, Harry Craddock oder Trader Vic’ liest und schreibt, fragt man sich doch irgendwann, was sind die Namen legendärer Bartender aus unserer Zeit, die noch in 100 Jahren fallen werden? Über welche Bars, Bartender und Cocktails wird im Jahre 2100 so ehrfurchtsvoll gesprochen, wie wir das heute über die Geburtsstätten und Urväter unserer Klassiker tun? Bei der Recherche fällt dann auch mal hier und da auf, dass nicht immer die angegebenen großen Barkeeper selbst für die ihnen zugesprochenen Drinks verantwortlich sind. So zum Beispiel beim Boulevardier oder dem Sidecar Cocktail.

Von großen Bar Persönlichkeiten und ihren Mitstreitern

Und so war es auch beim Panamento Highball. Er stammt auch aus einer Bar, über die ganz sicher noch 100 Jahren gesprochen und geschrieben wird. Der Drink kommt aus der Boilerman Bar am Eppendorfer Weg. Eine von Jörg Meyers legendären Bars. Er selbst wird mit der Le Lion Bar, den Boilerman Bars und dem Gin Basil Highball in die Cocktail Annalen eingehen. Vielleicht wird sein Name einst so berühmt wie der von Harry MacElhone? Doch genauso wie Harry schon vor 90 Jahren, hat auch Jörg exzellente Mitarbeiter, die auch hier und da selbst einen legendären Drink erschaffen. Eine dieser Mitarbeiterinnen ist Swetlana Holz. Sie hat den Panamento Highball kreiert.


Barkeeperin Swetlana Holz

Swetlana begann ihre Karriere hinter den Brettern, die die Welt bedeuten 2011. Begonnen hat sie bei Oliver Braun im Good Old Days. Im Jahre 2013 stieß sie zum Bar Team im Boilerman. Anschließend wechselte die Hamburgerin in Jörgs Stamm Bar in der Rathausstraße. Im Le Lion war sie fortan eines der freundlichen Gesichter, die hier jeden Besuch zu etwas besonderem machen. In den letzten Monaten jedoch werden die Tage rarr, an denen man Swetlana spät abends im Le Lion treffen kann. Mittlerweile übernimmt sie mehr und mehr wichtige Aufgaben im Hintergrund und kümmert sich um den Ablauf eines reibungslosen Alltages.

Swetlana Holz

Wie der Panamento Highball entstand

Doch zurück zu Swetlana’s Zeiten im Boilerman. In allerbester Highballer Marnier war sie seiner Zeit auf der Suche nach einer schmackhaften aber einfach herzustellenden Tagesempfehlung für die Gäste am Eppendorfer Weg. Einen wichtigen Punkt stellte dabei die Auswahl der Basis Spirituose dar. Was liegt also näher, als eine Flasche aus dem Pouring für den Drink zu verwenden? Solange ich denken kann, wird im Boilerman mit Abuelo Anejo Rum gemixt. Der ist also stets in rauhen Mengen zur Hand, besticht durch seine herausragende Qualität und wird nicht zuletzt von unseren Hamburger Freunden von Borco vertrieben. Das klingt doch nach einem guten Ausgangspunkt. Beim Filler hat Swetlana einfach auf das bewährte Ginger Ale zurückgegriffen. Fehlt nur noch der letzte Schliff. In dieser Situation greifen viele Barkeeper verständlicher Weise zu Cocktail Bitters. Das tat auch Swetlana. Und weil im Boilerman noch ein Fläschchen Pimento Bitters von Großmeister Dale deGroff herumstanden, wurden die umgehend im neuen Drink erfolgreich ausprobiert. Als Garnitur dient ein leicht ausgedrücktes Stück Limette. Das war die Geburtsstunde des Panamento Highballs.


Der Name entstand aus einem Wortspiel; ausgehend vom Panama Rum und den Pimento Bitters. Der Panamento Highball ist eine gelungende Adaption auf den Horse’s Neck und bringt mit dem Rum und dem Pimento Bitters einen Hauch Tiki ins Glas. Alles in allem eine einfache Kiste – sollte man meinen. Aber so ist das dann immer mit Cocktails, die in die Geschichte eingehen. Da hätte man auch selbst drauf kommen können. Sind wir aber leider nicht. Ich gönne dem Drink und Swetlana den Einzug in den ewigen Cocktail Olymp.

Panamento Highball Rezept

4 cl Abuelo Anejo

8 cl Ginger Ale

2 Dashes Dale Degroff’s Pimento Aromatic Bitters

Alle Zutaten in einem Highball Glas auf Eis geben, leicht umrühren. Ein Limettenstück ausdrücken und in den Drink geben.

Alle Zutaten in einem Highball Glas auf Eis geben, leicht umrühren. Ein Limettenstück ausdrücken und in den Drink geben.

Bilder: Swetlana Holz

Gin Tasting

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