Horse's Neck Cocktail selber machen
Oft ist zu lesen, dass kein geringerer als Harry Johnson der erste war, der den Horse’s Neck in seinem Bartender’s Manual aufnahm. Wer mich kennt, weiß auch, was jetzt kommt. Harry war natürlich nicht der erste. Erst in der dritten überarbeiteten Auflage seines Nachschlage Werks von 1900 findet der Horse’s Neck Eingang. Nicht aber in der ersten Ausgabe von 1882. Also hat Johnson auch nur abgeschrieben. Dazu hatte er vor 1900 auch schon genügend Vorlagen. Wer der erste war, der den Drink verewigte, darum und um vieles mehr über den Horse’s Neck soll es jetzt gehen.
Ich habe in einigen Cocktail Büchern aus den 1890er Jahren den Horse’s Neck gefunden. Eines der Rezepte aus Modern American Drinks von 1895 ist sogar alkoholfrei, insofern nicht das verwendete Ginger Ale Alkohol enthielt. Goerge J. Kappeler beschreibt die namensgebende lange Zitronenzeste, Eis und Ginger Ale. Keine Spur von einer Spirituose. Ziemlich merkwürdig. Denn alle anderen Autoren sind sich zumindest darüber einig, eine große Menge an Spirituosen in dem Drink zu platzieren.
Goerge J. Kappeler könnte sich ja auch geirrt haben oder der Fehlerteufel hat sich in seinem Druck breitgemacht. Deshalb könnte man die alkoholfreie Variante einfach als Ausreißer vernachlässigen. Kann man aber leider nicht. Denn das Rezept aus Modern American Drinks von 1895 ist das erste, was ich nach längerer Recherche finden konnte. Also war der Horse’s Neck ursprünglich ein alkoholfreier Drink? Passt irgendwie gar nicht zu meinen Erinnerungen (bzw. nicht mehr vorhandenen Erinnerungen) in Bezug auf diese Krachermischung.
Wie auch immer. Kappeler war der einzige, der uns einen alkoholfreien Pferdenacken anbietet. Alle nachfolgenden Rezepte enthalten eine Spirituose. Allerdings sind sich die Autoren nicht darüber einig, welche Spirituose die richtige für den Drink ist. Harry Johnson etwa stellt gleich vier verschiedene Whiskeys zur Auswahl: Rye, Whiskey (Bourbon), Scotch oder Irish. Welche Spirituose er unterschlägt, ist Brandy. Viele seiner Bar Kollegen nennen nämlich Brandy oder Cognac als die Spirituose im Horse’s Neck.
Gedankt sei der Reblaus. Wenn man von der Reblaus spricht, ist selten die Rede von ihr alleine. Dann fällt oft das Wort Krise. Also zusammen: Reblauskrise. Ganz bestimmt war die Reblausplage Ende des 19. Jahrhunderts vor allem für die Menschen in Europa und insbesondere für die Franzosen eine Katastrophe. Viele Winzer und Menschen, für die der Handel mit Spirituosen und Weinen den Grunderwerb sicherte, verloren damit ihre Existenzgrundlage. Die Reblaus richtete einen enormen Schaden an.
Aber die Knappheit an französischem und spanischen Weinbrand ebnete eben auch dem Whiskey den Weg zur US-amerikanischen Nationalspirituose. Damit wurde der Bourbon oder Rye sukzessive zum Standard in einem Horse’s Neck. Um so neuer die Rezepte und Bücher sind, desto mehr verschwindet der Cognac als Zutat. Bis schließlich nur noch Bourbon übrig war. So wie wir den Drink heute kennen.
Warum aber der Reblaus danken? Ganz einfach! Mir schmeckt ein Horse’s Neck mit einem kräftigen Bourbon sehr viel besser, als der gleiche Drink mit Cognac. Mit dem edlen französischen Weinbrand ist der Drink auch gut genießbar. Allerdings droht der Cognac ständig die Vorherrschaft in der Mischung zu verlieren. Er ist einfach zu filigran und leicht, um gegen das süßlich scharfe Ginger Ale zu bestehen.
Das Verrückte am Niedergang des französischen Weinbaus und dem damit einhergehenden Aufstieg des Whiskeys ist, dass die Reblaus, die für alles verantwortlich ist, vom amerikanischen Kontinent kam. Händler haben sie unbewusst (hoffentlich) nach Europa eingeschleppt. Die hier heimischen Rebstöcken waren größtenteils leichte Beute für das Insekt. So verbreitete sich die Plage über London bis nach Südfrankreich.
Der Name des Drinks leitet sich von der extra langen Zitronenzeste ab. Sie wird als Garnitur in den Drink gegeben. Ihr oberes Ende ragt über den Glasrand nach Außen. Mit ganz viel Fantasie oder nach einigen starken Horse’s Neck soll das dann einem Pferdenacken ähneln.
Nicht so ein kraftvoller Bourbon. Etwa ein Knob Creek oder ein Elija Craig schafft es ganz spielerisch, den Drink zu dominieren, die Süße der Limonade in den Hintergrund zu rücken und eine spannende Symbiose mit dem Ginger Ale einzugehen.
6 cl Bourbon Whiskey
2 Dashes Bitters
In ein Longdrinkglas geben, mit Ginger Ale auffüllen. Mit einer extra langen Zitronenzeste garnieren.
3 Comments
Thanks, great article.
Thank you.
No idea how to get on Yahoo News. Sorry.
[…] mich jemand nach meinen Lieblings-Longdrink, dann gab es von mir lange Zeit nur eine Antwort: Horse’s Neck. Oder in der kompakten und hoffentlich etwas stärkeren Variante der Bourbon Highball. Viele […]