Grog Seefahrer

Der Grog – Oder wie der Rum die Welt eroberte

Der Grog dürfte, wenn man ihn denn Cocktail nennen darf, einer der ältesten Vertreter dieser Getränkekategorie sein. Viel auffälliger als sein Alter aber ist seine Fähigkeit, sich in den letzten Jahrhunderten so eindringlich in die globale Trinkkultur einzubringen. Damit meine ich nicht nur die Trinkkultur der Mixologen und die der erfahrenen Genießer. Ich meine auch die Trinkgewohnheiten der Menschen, die nie in ihrem Leben einen Cocktail getrunken haben.

In Norddeutschland gehört der Grog während der kalten Jahreszeit als fester Bestandteil des Lebens in die dunklen Wohnzimmer der Hafenkante. Ich erinnere mich noch gut, wie mein 1932 geborener Großvater auf einem Schemel sitzend in der kleinen Küche seinen Grog mit geübten Handgriffen zubereitete. Ganz selbstverständlich gehörte der Drink nach dem Feierabend für ihn zu einem kalten Wintertag. Hätte man ihn nach einem Cocktail gefragt, wäre die Ratlosigkeit groß gewesen. Doch die einfache Mischung aus Rum, Zucker und Wasser beherrschte er besser, als jeder Tiki Bartender der 1940er Jahre.

Der Grog – über Jahrhunderte stets aktuell

Wie hat es der Grog geschafft, sich über den langen Zeitraum von seiner Entstehung im 17. Jahrhundert bis heute im allgemeinen Bewusstsein und dem Repertoir der Profi Barkeeper zu halten? Viele Menschen, die an der Küste leben, können ohne lange zu zögern einen einigermaßen trinkbaren Grog herstellen. Es lassen sich unzählige Rezepte mit dem Beinamen Grog finden und während der großen Zeit des Tikis und seiner Wiederbelebung entstanden viele weitere Rezepte.

Vizeadmiral Edward Vernon

Haben wir das alles dem großen britischen Vizeadmiral Edward Vernon zu verdanken? So wie es die Legende und viele Quellen erzählen? Die Antwort lautet Nein! Der Vizeadmiral, der wegen seines Umhangs aus Grogram, angeblich “Old Grogram” genannt wurde, erfand den Grog ganz sicher nicht! Er war vielleicht einer der schriftlich fixierten Pioniere des verantwortungsvollen Umgangs mit Alkohol. Wenn man den massenhaften und täglichen Konsum von Rum denn irgendwie verantwortungsbewusst gestalten kann.

Nur eine Legende

Wie auch immer. Vernon soll auf seinen Schiffen der British Navy die tägliche Rum Ration mit Wasser, Zucker und wenn vorhanden sogar mit Zitrussaft mischen lassen haben. Einerseits, um das schnell faulende Trinkwasser länger haltbar zu machen und andererseits um die durch den exzessiven Alkoholkonsum geschwächte Moral und Gesundheit seiner Männer mit Hilfe des leichteren Gemischs aufrecht zu erhalten. Also erfunden hat Vernon den Mix ganz sicher nicht, aber ihn ab 1740 auf seinen Schiffen als Standing Order etabliert. Immerhin.

Rum, Zucker, Wasser – schon immer eine gute Idee

Doch wenn Vernon die Mischung aus Rum, Wasser, Zucker und Zitrussaft nicht erfunden hat, wer war es dann? Die Antwort ist denkbar einfach. Schon zu Beginn des 17. Jahrhunderts kommen genuss liebende Seeleute auf die Idee, exotische Spirituosen wie Rum oder Arrak mit Wasser, Zitrussäften und Gewürzen zu mixen. Die Mischung konnte kalt, wie auch warm serviert werden. Das Ganze ist unter dem Namen Punch bekannt und gilt gemeinhin als ältester Cocktail der Welt. Dem aufmerksamen Leser wird es aufgefallen sein. Der einfache Punch ohne Gewürze ist nichts anderes, als ein Grog! In diesem Zusammenspiel haben sich Rummischgetränke schon vor Jahrhunderten auf der ganzen Welt verbreitet.

Cocktail Box

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Der Grog wird kaum jünger als der Rum selbst sein

Der alte Grog und die Grundidee des Punches sind sehr eng miteinander verwandt. Auch der Grog besteht aus Rum, Zucker und Wasser. Gelegentlich wird ihm Saft hinzugefügt und er kann ebenfalls heiß oder kalt getrunken werden. Die Idee, Rum mit Wasser, Zucker und eventuell Saft zu mixen ist fast so alt wie der Rum selbst. Da musste nicht erst ein britischer Aristokrat in der Mitte des 18. Jahrhunderts den Grog erfinden. Den Grog wird es schon im 17. Jahrhundert gegeben haben. Das dürfte auch erklären, warum der Grog stets bei jedermann beliebt war. Er stellt die so ziemlich simpelste Kombination für ein Rummischgetränk dar. Rum, Zucker, Wasser. Das war fast immer überall zu bekommen. Selbst für meinen hart arbeiten Großvater.

Grog Rezept

5 cl Kräftiger Rum

15 cl Heißes Wasser

Zucker je nach Süße

Den Zucker im heißen Wasser in einer Tasse auflösen und den Rum dazugeben. Von Vorteil ist es, wenn der Rum auch schon erwärmt wurde.

Dabei bildet die Summe der bescheidenen Bestandteile eine ziemlich respektable Kombination. Ist schon Wahnsinn, was dabei rauskommen kann. Maßgeblich am Erfolg des Mixes beteiligt, ist der Rum. Mit ihm steht und fällt der Grog. Ich empfehle einen kräftigen gelagerten Pot Still Rum. Etwa Appleton, El Dorado, Smith and Cross oder St. Nicholas Abbey. Der Zucker sollte ebenfalls nicht unterschätzt werden. Wer es richtig authentisch will, verwendet Demerara-Zucker. Der unterstützt mit seinem Melasseanteil den Rum.

Namensgebung des Grogs

Warum heißt das Ding nun eigentlich Grog? In der Karibik gibt es seit den Anfängen der Kolonialisierung sogenannte Grogg Shoppes. Hier wurde und wird Rum mit Wasser und Zucker serviert. Von ihnen hat das Getränk seinen Namen. Noch heute gibt es einige dieser Schänken. Wenngleich es heute überwiegend Restaurants mit guter karibischer Küche sind.

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