Der Daiquiri ist ein Cocktail, über den man ein ganzes Buch schreiben könnte. So komplex ist das Gewirr aus Entstehungsgeschichten, ähnlichen Rezepten aus den vergangenen Jahrhunderten und Überlieferungen aus alten Barbüchern. Ich werde versuchen, mit wenigen Worten das unübersichtliche Thema etwas zu entwirren.
Es gibt viele aber leider nicht das richtige Rezept für einen Daiquiri. Dafür ist der Drink zu alt – es gibt seit mehr als einem Jahrhundert Rezepte mit dem Anspruch, das einzig richtige zu sein. Ich mag den Daiquiri etwas süßer und vor allem muss ich den Rum schmecken. Ich verwende weißen leichten Rum; etwa aus Kuba, Puerto Rico oder Panama.
6cl Weißer Rum
3cl Limettensaft
2cl Zukcersirup
Alle Zutaten kräftig shaken und in ein vorgekühltes Cocktailgals geben.
Einige meiner Kollegen machen es sich gerne einfach und erzählen eine Entstehungsgeschichte, die zurück in die 1890 Jahre geht. Ein amerikanischer Ingenieur namens Jennings Cox hätte den Cocktail erstmals in dem namensgebenden Dorf auf Kuba gemixt. Der Ort Daiquiri hat nicht einmal 1.000 Einwohner. Und erlangte im Unabhängigkeitskrieg eine gewisse Berühmtheit. Leider ist die Geschichte einmal mehr zu schön, um wahr zu sein. So einfach ist es dann doch nicht gewesen.
Schon um 1760 lassen sich erste Punch-Rezepte mit Rum, Limettensaft und Zucker finden. Vor allem im Zusammenhang mit der British Navy findet man solche Mixgetränke. Da stellt sich schon fast die Frage, ob der Ur-Daiquiri überhaupt von Kuba kommt.
Selbst Cocktail-Urvater Jerry Thomas nennt schon 1862 den Santa Cruz Sour. Damals natürlich mit Zitronen statt der für den Daiquiri richtigen Limetten. Aber die waren wohl 1862 in New York noch nicht in mit zufriedenstellender Kontinuität zu bekommen.
Dann gibt es da noch einen alten kubanischen Drink – den Canchánchara. Der ist schon spätestens in den 1870er Jahren entstanden. Also schon gut 20 Jahre vor dem Zeitpunkt, den die Cox-Legende nennt. Der Drink wurde zu der Zeit noch mit dem einheimischen Vorläufer des heute bekannten Rums: Aguardiente gemixt. Der Canchánchara ist als Ursprung wahrscheinlicher als der Cox-Daiquiri von 1898. Das einzig neue an dem Rezept von Cox ist der Name für den Cocktail. Cox war also nur der erste, der einen Rum Sour – ob straight up und geshakt oder als Fix auf Eis serviert mit dem Namen des kubanischen Dorfes titulierte. Seinem Beispiel folgenden in den kommenden Jahren einige Barkeeper und Gentleman. So dass sich der Cocktail langsam einen Namen machte.
Wo auch immer der Daiquiri seinen Ursprung hat und welche Variante die beste sein mag. Durch die Decke ging der Drink ab 1919. Richtig – mal wieder die Prohibition. Nicht nur Barkeeper versuchten den trockenen USA zu entkommen. Auch die ambitionierten Trinker suchten das Weite. Kuba war zum Glück nicht so weit von Florida entfernt und wurde schnell zum El Dorado amüsierwilliger US-Bürger. Die machten den Cocktail schnell zu einem ihrer Favoriten. Allen voran der Dichter Ernest Hemingway. Er hatte im Epizentrum der Daiquiri-Bewegung der La Floridita Bar in Havanna seine eigene Art, den Cocktail zu trinken: Papa Doble. Der war doppelt so stark wie ein herkömmlicher Daiquiri und dafür auch noch ungesüßt.
Es dürfte klar sein, dass die erste Version die geshakte Kombination aus den drei Zutaten weißer Rum, Limettensaft und Zucker ist. Alle weiteren Daiquirivarianten sind später entstanden. Sie wurden von der Barkeeper-Legende aus der La Floridita Constante Ribalaigua festgehalten. Allerdings sind sie in meiner Barkeeperpraxis selten explizit bestellt worden. Es reicht also, wenn man weiß, wo die Rezepte zu finden sind. Für aufgeschlossene Gäste bietet sich dann bei Gelegenheit die Chance, mal eine andere Daiquirivariante auszuprobieren.
Die Nummer 1 ist der herkömmliche und bekannte Daiquiri. Bei der Nummer 2 wird je einen Barlöffel Orangensaft und Curacao zugegeben. Bei der Nummer 3 wird der Nummer 1 je einen Barlöffel Grapefruitsaft und Maraschino beigegeben. Der La Floridita Daiquiri (Nummer 4) wird wie Nummer 3 ohne Grapefruitsaft gemixt und schließlich wird Nummer 5 wie Nummer 1 mit je einem Barlöffel Maraschino und Grenadine gemixt. Alles klar? Dann hätten wir das.
Spätestens seit den 1930er Jahren gehört der Daiquiri zu den wichtigsten Cocktails. Doch eine Streitfrage bezüglich der Zubereitung begleitet ihn seit seiner Entstehung. Frozen oder nicht frozen? Sollte er für unsere heutigen Ansprüche kräftig geshakt und kalt in eine Cocktailschale ohne Eis gegeben werden? Oder sollte der Cocktail wie in den 1980er und 1990er Jahren im Blender mit viel Eis zu einem Frozen Daiquiri am besten noch mit Geschmack und Farbe verarbeitet werden? Ich halte nicht sehr viel von zusätzlichem Geschmack wie Kiwi oder Erdbeere. Aber die mit Crushed Ice hergestellte sämige Konsistenz eines Frozen Daiquiri finde ich vor allem an warmen Tagen oder gar auf Kuba selbst sehr erfrischend.
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