Als ich mich dazu entschloss, einen Beitrag über den Cuba Libre zu schreiben, war ich mir anfangs ziemlich sicher, dass ich den Ursprung des Drinks und seine Geschichte gut kenne und sie schnell erzählen kann. Schließlich wird der Drink gefühlte hundert Mal in der Bar bestellt. Es sollen sogar sechs Millionen Cuba Libre am Tag überall auf der Welt serviert werden. Warum auch nicht. Er ist ein simpler und genialer Klassiker. Wahrscheinlich der meist georderte Mixed Drink überhaupt. Aber schon nach den ersten Seiten Recherche (großartiges Buch zu diesem Thema: Cuban Cocktails von Anistatia Miller und Jared Brown) zum Thema Cuba Libre wurde mir klar, dass ich die vergangenen Jahre meinen Gästen zwar eine tolle Story erzählt habe aber dass diese ganz offensichtlich nicht so ganz der Wahrheit entspricht.
Die Standard-Entstehungsgeschichte zum Cuba Libre kennen viele Barkeeper. Ehrlich gesagt, habe ich auch noch nie eine andere gehört. Noch nicht einmal bei Workshops der großen Rumhersteller. Die Geschichte geht recht einfach. U.S. Soldaten (genannt wird Captain Russel), die die Kubaner bei ihren Bestrebungen nach Unabhängigkeit von der spanischen Kolonialmacht unterstützten, brachten ihre Cola mit auf die Insel, mixten den heimischen Rum damit und servierten den Drink mit etwas Limette und viele Eis in einem Highball-Glas. Das wichtige an dieser Geschichte ist nun der ausgebrachte Trinkspruch: „Por Cuba Libre“ – in etwa „für ein freies Kuba“. Soweit die oft gehörte Geschichte des Cuba Libre.
4-6 cl heller kubanischer Rum ins Glas geben, ¼ – ½ Limette ins Glas ausdrücken und dazu geben, Glas mit Eis füllen und mit Cola auffüllen.
Ich persönlich schenke nur einen Hauch Cola aus der 0,2l Flasche selbst ein und überlasse meinen Gästen dann das Mischverhältnis. Mir persönlich schmeckt es mit 10cl Cola am besten.
Soweit die Standard-Geschichte. Demnach muss der Drink zwischen 1898 und 1902 entstanden sein. Das ist die Zeit, in der U.S. Truppen auf Kuba kämpften und anschließend stationiert waren. Allerdings lässt sich der Ausspruch schon viel früher und oft mit einer anderen Bedeutung finden. Das erste Mal findet er wohl schon während des Zehnjährigen Kriegs Anwendung. Von 1868 – 1878 haben die Kubaner bereits erfolglos versucht, sich der kolonialen Fesseln zu entledigen. Der Ausspruch „Cuba Libre“ steht hier aber vornehmlich für die Unabhängigkeitsbestrebungen der Kubaner. Allerdings findet sich in dieser Zeit schon eine Quelle, die über ein gleichnamiges Getränk berichtet. Jedoch ist nicht wirklich klar, ob das Getränk überhaupt Alkohol enthielt und wenn, dann war der Ur-Cuba Libre eher ein Gemisch aus Rum und Honig. Also keine Spur von Cola (Coca Cola wurde auch erst 1992 gegründet) oder gar Limetten.
Zurück zur Jahrhundertwende und dem Eingreifen der USA. 1898 wird der Begriff Cuba Libre sehr populär. Die Medien verknüpfen ihn stark mit den Kämpfen gegen die Spanier in der Karibik und machen ihn zu einem Synonym in der Öffentlichkeit. Jetzt wäre nach der tollen Entstehungs-Story der Zeitpunkt für die U.S. Truppen, den legendären Drink aus Rum, Limette und Cola zu kreieren. Lange hatten sie aber nicht Zeit. Schon nach wenigen Monaten erfolgreichen Kämpfens werden außer etwa 900 Mann alle U.S. Soldaten von Kuba abgezogen. Die wenigen verbliebenen waren noch weitere drei Jahre bis 1902 auf Kuba stationiert. Das Zeitfenster wird noch kleiner, wenn man bedenkt, dass Asa Griggs Candler der Gründer von Coca Cola sein Produkt erst 1900 auf Kuba einführt. Leider gibt es keine Hinweise, dass der Drink in diesen zwei kurzen Jahren der Drink entstanden ist. Auch in Barbüchern kubanischer Barkeepern aus den 30er Jahren listen den Cuba Libre nicht.
Dafür sind Highballs aller Art schon seit der Jahrhundertwende in den Südstaaten der USA sehr beliebt. Eine Spirituose wird mit viel Eis und einem Filler (z.B. Limonade) in einem Highball-Glas serviert. Als Coca Cola nach der Jahrhundertwende seinen Siegeszug als Erfrischungs- und Heilgetränk antrat, eröffnete sich eine neue Variante für Highball-Liebhaber. Gerade während der Prohibition (1919-1933) war günstiger karibischer Rum sehr beliebt und es bot sich an, ihn mit Cola zu mischen. Auch nach der Prohibition bleibt die Kombination beliebt. Doch Cuba Libre wurden sie dann aber teilweise erst ab den 1930 genannt. Auf Jamaica erfreut sich die Mischung noch größerer Beliebtheit. Hier wird schon seit dem Ende des 19. Jahrhunderts ein cola-ähnliches Getränk hergestellt und natürlich mit dem inseleigenen Rum gemixt. Es liegt nahe, auch wenn der Name etwas anderes suggeriert, dass die u.s. amerikanischen und jamaikanischen Trinkgewohnheiten diesen Drink prägten und entstehen ließen. Nach einer großen Werbekampagne für einen Drink Namens Carioca Cooler (1 jigger Rum Carioca, ½ lemon or lime, Coca-Cola) im Jhre 1935 wird die Limette zur Standardzutat im Rum-Cola-Gemisch. In den USA erlangt der Mixed Drink durch den Song „Rum and Coca Cola“ aus dem Jahre 1944 von den Andrew Sisters große Aufmerksamkeit in der breiten Masse.
Doch wie hat sich schließlich der Name Cuba Libre für den Drink manifestiert? Vielleicht war es Barcardi, die 1966 mit einer Werbung den Ursprung des Drinks erklärten, die dem Drink schließlich seinen Namen und eine gut zu erzählende Story gaben: „Um das Ende des Kubanischen Unabhängigkeitskriegs zu feiern, bestellte US-Soldat Captain Russel BACARDÍ Gold Rum mit Cola und Limette. Auf die Frage, wie der Drink heiße, stieß Russel an: „Por Cuba Libre!“, „Aufs freie Kuba!“ – der originale Cuba Libre war geboren.“(Quelle: http://www.bacardi.com/de/cocktails/featured/?cocktail=cuba-libre). Damit sind wir wieder am Anfang unserer Geschichtsreise auf den Spuren des Cuba Libre. Und es ist leider weiterhin nicht eindeutig zu sagen, wo denn dieser Drink tatsächlich seinen Ursprung hat. Aber irgendwo zwischen Karibik und den USA wird sie liegen, die Wahrheit über den Cuba Libre.
Bildquelle: Flickr / flippinyank
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