Salvadore Calabrese

Salvatore Calabrese und der Breakfast Martini

Es wundert doch ein bisschen, dass der Breakfast Martini Cocktail im deutschsprachigen Raum so wenig Bekanntheit genießt. Der Cocktail steht auf wenigen Karten, wird selten besprochen und ist auch ansonsten keine große Nummer in unseren Breiten. In Great Britain verhält sich das da schon ganz anders. Da gehört der Breakfast Martini seit vielen Jahren zu den kontemporären Klassikern. Oft erscheint er sogar in der Liste der 100 bekanntesten Cocktails. Abgesehen von all dem “Fame”, ist der Breakfast Martini auch ein ziemlich gelungener Drink. Genug Gründe, sich mal mit der Frühstücks-Nummer auseinander zu setzen.

Eine ganz alltägliche Geschcihte

Erfunden wurde der Breakfast Martini von Salvatore Calabrese im Jahre 1996. Die Geschichte, wie der Drink entstanden ist, klingt einerseits etwas an den Haaren herbeigezogen, andererseits, ist sie recht alltäglich und könnte sich so zugetragen haben. Und so geht sie. Calabrese – Vollblut-Italiener, der er ist, denkt er am Morgen keinesfalls an Frühstück, sondern an einen guten Kaffee. Die erste Mahlzeit spielt für ihn, wie wohl auch für viele andere Barkeeper keine große Rolle. Seine Ehefrau sieht das allerdings ganz anders. Täglich insistiert sie, Salvatore möge doch endlich einmal etwas frühstücken. Eines Morgens dann ist er von einer harten Schicht hinter dem Tresen besonders mitgenommen und seine Frau schafft es, ihn mit einem Toast zu versorgen. Das Toast ist bestrichen mit der urtypischen britischen Orangenmarmelade. Und während Salvadore sein Toast kaut, kommt ihm die Idee zu seinem Breakfast Martini. Warum nicht Gin, Marmelade, Zitronensaft und Cointreau in einem erfrischend würzigen Drink kombinieren?

Breakfast Martini Rezept

5 cl Gin (Zitrus betonte Gins bieten sich hier an – z.B. Tanqueray No.10

1,5 cl Cointreau

1,5 cl Zitronensaft

1 großzügiger Barlöffel Orangenmarmelade

Im Shaker verrühren. Dann ausgiebig mit Eis shaken und doppelt in ein vorgekühltes Cocktail Glas abseihen. Mit einer Orangenzeste garnieren.

Salvatore Calabrese

Calabrese stand in seiner langen Zeit als aktiver Bartender vielen Bars in London vor. In den 1980er Jahren verließ er seine beschauliche Heimat an der Amalfi Küste und versuchte erfolgreich sein Glück in der pulsierenden Metropole an der Themse. Große Bekanntheit erlangte er als Präsident der United Kingdom Bartender’s Guild. Die Vereinigung hat einen äußerst honorigen Ruf und wurde unter anderem von keinem geringeren als Harry Craddock ins Leben gerufen.

Wer hat den Breakfast Martini erfunden?

Eben dieser Harry Craddock spielt auch bei der Betrachtung des Breakfast Martini eine wesentliche Rolle. Denn in seinem legendären Werk dem Savoy Cocktail Book ist ein Drink zu finden, der nach fast den gleichen Zutaten verlangt wie der Breakfast Martini. Den Cointreau lässt Craddock in seinem Marmalade Cocktail weg. Doch Gin, Zitronensaft und Orangenmarmelade ergeben zusammen einen Cocktail, der dem Breakfast Martini Cocktail von Calabrese sehr ähnlich ist. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Gin Tasting

Hat Calabrese einfach bei Craddock abgekupfert?

Es ist immer so eine Sache mit den Ursprüngen von Cocktails! Zu den meisten modernen Klassikern lassen sich verwandte Drinks mit ihren Rezepten in alten Cocktail Büchern finden. Es ist schwierig, solange man nicht mit Espuma, Spargelgeist oder flüssigem Stickstoff arbeitet, etwas gänzlich neues zu erschaffen. Selbst bei vermeintlich neu entdeckten Zutaten wie Essig, Tee oder Kaffee lassen sich uralte Rezepte finden, in denen die angeblichen Innovationen ganz selbstverständlich schon vor 100 Jahren vermischt wurden. Fast alles war schon mal da. Das gleiche gilt eben auch für Marmelade. Calabrese war eben nicht der erste Barkeeper, der auf die Idee kam mit dem süßen Brotaufstrich zu arbeiten. Ob er deswegen aber gleich das Rezept abgeschrieben hat, lässt sich nicht belegen.

Es ist nicht einfach, einen gänzlich neuen Cocktail zu erfinden

Jeder Bartender kennt das. Bei der Suche nach einem neuen Drink, kommt einem die erleuchtende Idee für eine verrückte Kombination oder eine ungewöhnlich Zutat. Der neue Drink wird kreiert und gemixt. Einige Jahre später dann merkt man aber, dass die Idee vielleicht doch nicht so neu, die Zutat nicht allzu extravagant war. Das gleiche ist mir auch schon mit einem Marmeladen Drink passiert. Bei der Diageo World Class bin ich 2011 mit einem Marmeladen Cocktail angetreten. Ich hatte zuvor nichts von Craddocks Marmalade Cocktail oder Calabreses Breakfast Martini gehört. Und trotzdem habe ich einen Drink erfunden, der genau die gleichen Zutaten enthält: Gin (Earl Grey infusioniert – zumindest), Grand Marnier, Zitronensaft und Orangenmarmelade. Ganz zufällig habe ich einen Drink erfunden, den es so ähnlich schon seit gut 80 Jahren gab.

Es ist demnach nicht zwingend davon auszugehen, dass Calabrese bei Craddock abgekupfert hat. Der charmante Italiener ist halt einfach nicht ganz so innovativ, wie er es gerne hätte.

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